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Realisierungswettbewerb „Entwicklung und Sanierung des Schulzentrums Erftstadt-Lechenich“, 2017, 3.Preis

Entwurfskonzept
Für die Kinder und Jugendlichen, die eine der Schulen des Schulzentrums Lechenich besuchen, ist dieser Ort einer der prägendsten Orte der Stadt. Dem Schulzentrum Lechenich mit drei unterschiedlichen Schularten an einem Standort bietet sich mit dem Wegfall der großen Sportanlage in der Mitte des Geländes eine große Chance, den Schulcampus neu zu strukturieren und dem Schulensemble eine bislang fehlende Mitte zu geben. Das neue Zentrum als Bindeglied der einzelnen Teilbereiche (Gymnasium, Realschule, Hauptschule, Schwimmbad und Aula), ermöglicht es zukünftig eine zentrale und ablesbare Eingangssituation zu schaffen und ist das Herz des neuen Schulcampus. Eine freundliche, offene und transparente Atmosphäre in den Räumen der Schule soll das Lern- und Arbeitsklima in der Schule unterstützen und den Schüler einen Ort bieten, in denen sie sich Individuell entfalten können.

Campuslandschaft
Die Freianlagen formen den Schulstandort zu einer zukunftsgewandten Campuslandschaft, die sich außenräumlich in den Kontext der Nachbarschaft einfügt, aber auch gleichermaßen ein verbindendes Rückgrat ausbildet, das Campusband. An und innerhalb des Campusbandes, das im Norden die Bushaltestelle am Kölner Ring mit der Josef-Fieger Straße im Süden verbindet werden großzügige, geschützte Lernorte ausformuliert. Die Bebauung definiert Eingänge, Durchgänge und Verbindungen. Dadurch entstehen differenzierte Freiflächen und Sportanlagen unmittelbar als Teil des neuen Campus. Die Eingänge der Schulgebäude und der neuen Mensa öffnen sich jeweils großzügig mit einem Belagsteppich nach außen.

Klare Ordnung – Rückgrat verbindet
Die bestehenden Außenanlagen von Hauptschule, Realschule und Gymnasium bleiben teilweise erhalten und werden in ein durchgängiges, barrierefreies Gesamtkonzept integriert. Die erforderlichen Parkplätze für das Lehrerkollegium, Bushaltestelle, die Elternvorfahrt, Fahrradstellplätze in ausreichender Anzahl in der Nähe zu den Eingängen und nicht zuletzt die Verkehrswege mit Aufstellflächen für den Liefer- und Rettungsverkehr erhalten eine klare, übersichtliche Ordnung.

Spielfelder mit unterschiedlichen Größen und Belägen für unterschiedliche Sportarten bei unterschiedlicher Witterung, eine neue zentrale Mitte, die Campuslounge als Treffpunkt zum Verweilen und Kletterparcours sind die Bausteine für vielfältige Aktivitäten. Die Zwischenräume innerhalb der Gebäude werden zu geschützten, grünen Oasen. Schulgarten, Lesegarten, Atelierhof und Entreéhof formen besondere Nischen für den schulischen Alltag.

Insgesamt betrachtet entsteht durch die neue Ordnung in den Freianlagen am Schulzentrum in Erftstadt-Lechenich ein großzügiger, übersichtlicher Außenraum. Bestehende Qualitäten werden behutsam mit neuen Angeboten ergänzt und somit zu einem attraktiven Schulcampus für vielfältige Anforderungen bei zugleich wirtschaftlich günstigem Gesamtaufwand weiterentwickelt.

Klare Wegeverbindungen für die Schulgebäude
Die Umbauten und Ergänzungen für das Schulzentrum stärken die ursprünglich angedachte Ost-West-Orientierung der Schulgebäude, die den Neubauten aus den 60er Jahren zu Grunde lagen. Eine neue Dachstruktur entwickelt sich in Ost-West-Richtung, verbindet den E-Trakt im Westen mit den übrigen Schulgebäuden, bildet den Haupteingang und eine Achse, die entlang der beiden bestehenden Innenhöfe bis zum östlichen Treppenhaus führt. An dieser Achse sind vornehmlich die öffentlichen Funktionen angegliedert – Pausenhof, Eingang, Pausenhalle, Mensa, Selbstlernzentrum, Schülerzentrum, WC-Anlagen und Aufenthaltsräume für Schüler. Eine Ringerschließung im EG verbindet zusätzlich die nördlich der Ost-West-Achse gelegenen Bereiche Aula, Sporthalle, sowie den D-Trakt.

Die klare Ablesbarkeit der Innenhöfe unterstützt die Lesbarkeit und somit die Orientierung im Gebäude. Beide Innenhöfe werden vergrößert und in ihrer Geometrie vereinfacht. Großzügig verglaste Fassaden unterstützen eine helle und freundliche Atmosphäre und ermöglichen eine einfache Orientierung im Schulzentrum. Einblicke in das Foyer der Aula und in die Sporthalle schaffen zusätzliche visuelle Verbindungen und stärken die Lesbarkeit und Verortung dieser Funktionen im Schulgebäude.

Um die Ost-West-Achse zu stärken wird zudem der Eingang des E-Traktes im Westen auf die Nordseite zur neuen Campuslounge verleget. Das Eingangsdach mit einer großzügigen Öffnung im Dach markiert den Eingangsbereich. Eine Bank, die sich aus der Dachgeometrie entwickelt, schafft eine zusätzliche Aufenthaltsqualität im Eingangsbereich. Die neu entstehende Dachlandschaft des Eingansbereichs und der Mensa integriert auch die Dachlandschaft des Aulagebäudes gestalterisch mit ein und umrahmt so den neu gebildeten Schulhof an der Süd- und Westseite.

Orientierung Untergeschosse
Um auch die Orientierung im Untergeschoss zu verbessern, wird im zweiten Innenhof ein zusätzlicher Lichthof eingeschnitten und der bestehende Lichthof vergrößert. Sie verbessern die Belichtung einzelner Klassen und schaffen im Hauptflur im Untergeschoss helle Bereiche, die die Orientierung unterstützen. Im Osten bildet ein Werkhof für den Kunstbereich einen Endpunkt dieser Achse.

Neues Verwaltungsgebäude
Das Verwaltungsgebäude liegt an zentraler Stelle im Schulcampus und setzt die schon vorhandene Gebäudestruktur fort. Die Ergänzung versteht sich als Weiterführung des A und B Traktes. Die Fensterbänder und die geflieste Fassadenverkleidung der Gebäude aus den 60er Jahren werden beim Neubau neu interpretiert.

Konstruktion und Materialien
Das Gebäude wurde auf einer modularen Ordnung entwickelt und eignet sich für eine wirtschaftliche Kombination in Ortbeton und Fertigteilbauweise. Die Decken können grundsätzlich als Flachdecken ausgeführt werden. Für den Mensa- und Eingangsbereich ist eine hochgedämmte Fassade mit vorgehängten Betonfertigteilen vorgesehen. Die Betonfertigteile erhalten eine serielle Maritzenschalung, die die bisherigen Gebäude reflektiert. Neben dem städtischen, zeitlosen Erscheinungsbild leistet die Betonschale auch im Sinne der Nachhaltigkeit eine langlebige, wartungsfreie Gebäudehülle. Mit einer dreifachverglasten, hochwertigen Pfosten-Riegel Aluminium Fassade werden zusammen mit weiteren wichtigen Elementen, wie Sonnen- und Blendschutz, die Voraussetzungen für eine Unterschreitung der EnEV geschaffen.

Das Verwaltungsgebäude kann in einer Kombination aus Ortbeton und ausgemauerten Flächen konstruiert werden. Die geflieste Fassade ist als hinterlüftetes System konzipiert. Die Fensterbänder können in Alu – oder Holzalukonstruktion ausgeführt werden.

Energetische, wirtschaftliche und nachhaltige Aspekte
Die Konzentration auf das Wesentliche bildet in der Regel die Basis für energetisch und wirtschaftlich sinnvolle Lösungen. D. h. mit einem funktional und organisatorisch guten Grundriss reduzieren sich Quadratmeter und Volumen. Dies sind die wesentlichen Grundlagen für eine wirtschaftliche Lösung.

Das Gebäude wurde auf einem modularen Ordnungssystem entwickelt und bietet deshalb gute Voraussetzungen für statisch einfache Lösungen. Die Kompaktheit, die mit einer sensiblen Zonierung einhergeht, ermöglicht eine geringe Hüllfläche, die gerade in Bezug auf Energieverluste von großer Bedeutung ist. Diese entscheidenden Hüllflächen werden mit hochwertigen Materialien wärmebrückenfrei gedämmt bzw. ausgeführt.

Für das Ziel, Nachhaltigkeit bei guter Wirtschaftlichkeit, bietet deshalb das vorgeschlagene Konzept die notwendigen Voraussetzungen. Leitlinie für die Konstruktion der einzelnen Elemente soll das Cradle-to Cradle Konzept sein. Ziel ist es, alle Materialen auch nach deren Nutzung wieder in den Stoffkreislauf zurückführen zu können.

Im Zusammenspiel mit dem Architekturkonzept wird ein energie- und versorgungstechnisches Gesamtkonzept mit einem hohen Grad an Nutzungsqualität vorgeschlagen. Die Wärmeversorgung der Liegenschaft erfolgt über das bereits vorhandene Nahwärmenetz. Die Wärme wird in den Aufenthalts- und Unterrichtsräumen über platzsparende Plattenheizkörper abgegeben. In der Aula und Mensa wird eine Fußbodenheizung vorgesehen. Diese ermöglicht höchsten Komfort durch den hohen Strahlungsanteil der Wärmeabgabe. In den Unterrichtsräumen wird die Zuluft kontrolliert über die Fassade zu- und durch eine Abluftanlage abgeführt. In den Sommermonaten kann dieses System zur Nachtauskühlung genutzt werden. Eine Überhitzung der Räume wird im Zusammenspiel mit dem hochwertigen Blend- und Sonnenschutz effektiv und wirtschaftlich vermieden. Die Aula wird über eine mechanische Zu- und Abluftanlage mit einer hocheffizienten Wärmerückgewinnungseinheit versorgt. Die notwendigen Anlagen können in den Dachaufbauten integriert werden. Das Prinzip einer nachhaltigen Energieerzeugung kann über die Elektrotechnik ergänzt werden. Über eine sinnvolle Belegung der Dachflächen mit PV-Modulen kann im Planungsverlauf anhand einer Aufstellung von Kosten, Nutzen und Verbrauch im Betrieb entschieden werden. Auch eine Begrünung der Dachfläche zur Unterstützung des Mikroklimas auf dem Schulcampus ist detailliert zu prüfen.

Angaben zum barrierefreien Bauen 
Bei dem Bauvorhaben handelt es sich um eine Maßnahme für die die BauO NRW 2016 gelten wird. Diese beinhaltet Neuregelungen nach den §§ 2, 54, 88 und 89. Die Planung und Instandhaltung ermöglicht es allen Menschen, die baulichen Anlagen ihrem Zweck entsprechend in der allgemein üblichen Weise zu nutzen. Mit dem Bauherren und einem möglichen Beauftragten der Bauaufsicht wird eine Planungsbeschreibung erarbeitet. Im Einzelnen beinhaltet die Planung beispielhaft, dass die Eingänge des Neubaus deutlich gekennzeichnet und stufenlos erreichbar sind, große Glasflächen kontrastreich gestaltet werden, die Treppen beidseitig Handläufe erhalten, welche über Treppenabsätze und Fensteröffnungen geführt werden und Toilettenräume vorgesehen werden, die für die Benutzerinnen und Benutzer von Rollstühlen geeignet und erreichbar sind. Die Bodenbeläge sind grundsätzlich visuell kontrastierend zu den begrenzenden Wandflächen sowie rutschhemmend ausgebildet und fest verlegt. Die Gehwegoberflächen in den Außenräumen sind fest und eben ausgebildet, um leicht und erschütterungsarm begangen bzw. befahren werden zu können.

Baustufen
Die Entwicklung und Sanierung beinhaltet mehrere Stufen und programmatische Veränderungen innerhalb des Bestandes und als Neubaumaßnamen. Für eine sensible Umbaumöglichkeit im Bestand, werden mehrere Baustufen erarbeitet und voneinander abgetrennt, um innerhalb von festgelegen Zeiträumen diese verwirklichen und erreichen zu können.

Stufe I, Neubau der Verwaltung mit Einzug der Verwaltung und Freiziehen des Bestandes.
Stufe II, Anpassungen durch Umbauten im Bestand mit der Maßgabe einer klareren Struktur und Alblesbarkeit. Dies beinhaltet eine neue Treppe im D-Trakt, Verglasungen zu den Innenhöfen (B-Trakt und D-Trakt), Neustrukturierung der Umkleiden der Turnhalle
Stufe III, Erweiterung der Realschule, E-Trakt durch den Ganztagesbereich
Stufe IV, Realisierung der neuen Mensa, des Vordaches, Selbstlernzentrum und Aula
Stufe V, Realisierung des Außenraums

Ziel der einzelnen Bauabschnitte ist es, auch in den Zwischenschritten ein abgeschlossenes und gut nutzbares Schulzentrum zur Verfügung zu stellen. Einzelnen Stufen können auch weiter aufgegliedert oder zusammengefasst werden.