22_PO

Brandenburgisches Landeshauptarchiv

Die Anforderungen an die einzelnen Bereiche des Brandenburgischen Landeshauptarchivs (BLHA) sind zunächst zueinander konträr: Während für die Magazinbereiche eine möglichst kompakte, tiefe Gebäudekubatur günstig und eine natürliche Belichtung nicht erwünscht ist, sollen für die Verwaltungs- und Benutzerbereiche möglichst unbeeinträchtigte, vielfältige Außenbezüge hergestellt werden. Die Benutzer und Angestellten können so von der umgebenden Landschaft profi tieren. Die Räume werden natürlich belichtet, was im Vergleich zu den Magazinbereichen zu weniger tiefen Gebäudekubaturen führt. Die Mitarbeiter des BLHA entscheiden darüber, welche der ankommenden Dokumente archiviert werden. Das Auswählen und Ordnen der Dokumente ist Voraussetzung für die Substanz, Bedeutung und Nutzbarkeit des Archivs. Inhaltlich und funktional sind die Bereiche demzufolge unabdingbar miteinander verknüpft: Im Benutzerbereich wird das lagernde Schriftgut sichtbar, hier wird der eigentliche Sinn des Archivierens deutlich: das gesammelte Wissen wird kommuniziert und weitergetragen. Ziel des Entwurfes ist es daher diese verschiedenen Bereiche in einem Haus zu vereinen, ein Magazingebäude eigener Identität zu entwickeln, welches „aus einem Guss“ die verschiedenen Einheiten zusammenführt und dennoch den spezifi schen Anforderungen gerecht wird. Ausgangsform ist ein kompakter Kubus, der ideale Abmessungen für die Magazine aufweist. Dieser 36 m tiefe Baukörper bleibt im Bereich der Magazine in seiner Kontur einfach und funktional pragmatisch. Für die Benutzerbereiche und die Verwaltung wird der Gebäudekörper verformt, er reagiert auf Bedingungen des Innen- und des Außenraums. Aus diesem Quader heraus entwächst der ‚Kopf’ des Baukörpers: die einfache geometrische Grundfi gur wird manipuliert: sie erhält Ein- und Ausstülpungen oder Finger, um so ausreichende Belichtungsoberfl ächen und geringe Bautiefen zu erzielen. Der Reiz der außerordentlichen landschaftlichen Situation: mitten im Wald, auf einer Bergkuppe wird im Gebäude erfahrbar. Die einzelnen ‚Finger’ der Verwaltung reichen gleichsam in die Landschaft hinein. Das Gebäude ist in das bestehende Gelände eingesetzt: nach Norden erscheint es teilweise viergeschossig, im Süden werden durch den Niveauunterschied nur 3 Geschosse sichtbar. Die Geschossebenen sind von der bestehenden Halle 4 übernommen: das neue Magazin wird direkt an den Bestand angebaut. Der ankommende Besucher fährt durch den Wald zum Windmühlenberg auf den ‚Kopf’ des Magazingebäudes zu, der Magazinbereich selbst ist eingewaldet. Vom Parkplatz aus erreicht der Besucher über eine Rampe den Haupteingang in der Ebene +1, Ausstellungs- und Veranstaltungsräume und Cafeteria sind vom Eingang aus bereits einsehbar. Der Lesesaal und der Veranstaltungsraum selbst bieten Blicke den Berg hinunter. Einzelne Bereiche stehen dem Besucher auch in der darüber liegenden Ebene +2 offen, hauptsächlich beherbergen diese oberen Ebenen aber die Verwaltung und Werkstätten. Eine Hülle umspannt das Gebäude, lediglich die Benutzerräume werden als transparente Einschnitte im Körper wirksam. Die Fassade „umwickelt“ den Körper mit den unterschiedlichen Bereichen (Magazin, Verwaltung, Werkstätten), lackierte Metallpaneele bilden einen Kontrast zu den umliegenden Waldgebieten. Öffnungen in der Fassade reagieren spezifi sch auf die unterschiedlichen Situationen im Innenraum. Magazin, Verwaltung und Werkstätten verwachsena zu einer Einheit. Das BLHA verortet sich in einem identitätsstiftenden Gebäude am Windmühlenberg.

mit
Sabine Waldmann