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Blaubach 9
Umbau eines Bürogebäudes in eine Flüchtlingsunterkunft im Kölner Zentrum, 2015-2017
Situation / Bestandsbeschreibung
Das fünfgeschossige Gebäude befindet sich im Kölner Stadtteil Altstadt-Süd an einer 6-spurigen Straße. Es wurde 1958 erbaut und zunächst als Justizvollzugsamt genutzt. Vom Foyer im Erdgeschoss erschließt ein zentrales, offenes Treppenhaus mit kleinem Personenaufzug die vier Obergeschosse. Vom Foyer führt eine Kellertreppe in die beiden Untergeschosse. Zudem gibt es noch ein weiteres Treppenhaus zwischen 2.UG und dem Zwischengeschoss.
Ursprünglich wurde im Erdgeschoss straßenseitig ein großer, hoher Raum mit rückseitiger Galerie (das Zwischengeschoss) als Ladenlokal mit Schaufenster genutzt. Die Decken wurden inzwischen abgehängt und die Fläche in mehrere Büroräume unterteilt. Das Schaufenster ist noch erhalten. Die Galerie wurde Richtung Verkaufsraum abgemauert. Dort befinden sich Lagerflächen. Das Gebäude verfügt über zwei Untergeschosse, in dem sich Lager- und Technikräume befinden. Ein Lastenaufzug führt vom EG in das Zwischengeschoss sowie in die beiden Untergeschosse. Im 2.UG sind Teile des Kellers als Luftschutzbunker ausgebildet. Die Obergeschosse sind als klassischer Zweibund mit mittigem Flur und Büroräumen zur Straßen- und zur Hofseite hin organisiert. Durch einen Rücksprung in der Fassade im 4.OG entsteht straßenseitig eine Dachterrasse. In der Fassade zur Hofseite sind sieben kleine Balkone/Austritte vor bodentiefen Fenstern verteilt.
Durch eine Toreinfahrt vom Blaubach aus gelangt man auf den Hinterhof, in dem sich ein eingeschossiges Kantinengebäude mit danebenliegendem Technikgebäude (Notstromaggregat), sowie drei geschlossene Garagen befinden. Letzter Nutzer der Gebäude vor dem Erwerb durch die Stadt Köln war der Deutsch-Türkische Akademische Bund.
Fassade
Im EG befindet sich ein Schaufenster mit durchgängiger Verglasung ohne Öffnungsflügel. Über dem leicht auskragenden Schaufenster verbindet ein Betonvordach Eingang und Ladenzone. Die Straßenfassade vom 1.OG bis zum 3.OG ist mit vorgehängten Steinplatten verkleidet. In einem regelmäßigen Raster sind quadratische Einzelfenster bündig eingebaut. Die Fenster wurden in den 90er Jahren durch Kunststofffenster ersetzt.
Die zurückversetzte Fassade im 4.OG sowie die gesamte Hoffassade wurde nach dem Jahr 2000 mit WDVS verkleidet und hell gestrichen. Die Fenster auf der Hofseite wurden in den 90er Jahren ersetzt. Die Fenster der Hofseite wurden mit textilem Sonneschutz (seilgeführte Senkrechtmarkisen in Handbetrieb) ausgestattet.
Das Kantinengebäude besteht aus einer mit Sichtmauerwerk ausgefachten Stahlrahmenkonstruktion. Der Wandaufbau ist ungedämmt. Stahlkonstruktion und Mauerwerk sind nicht verputzt oder verkleidet, sonder lediglich gestrichen.
Nutzungskonzept
Das ehemalige Bürogebäude und das dazugehörige Kantinengebäude im Hinterhof wird zur Unterbringung von Flüchtlingen umgenutzt. Im ersten bis vierten Obergeschoss des Vorderhauses werden maximal 192 Personen in 2 bis 6 Bett Zimmern untergebracht.
Im eingeschossigen Kantinengebäude im Hof werden maximal 24 Personen in 4 Bett Zimmern untergebracht. Die einzelnen Zimmer dienen der Unterkunft, dem Essen und dem Schlafen. Manche Zimmer können durch Türen untereinander verbunden werden.
In den Geschossen 1. OG bis 4.OG des Vorderhauses gibt es zwei Gemeinschaftsküchen, in denen nur gekocht, jedoch nicht gegessen wird. Im Kantinengebäude teilen sich drei Zimmer eine Küche. Möglichst jedem Zimmer ist ein Bad mit WC, Waschbecken und Dusche im Sanitärbereich auf dem gleichem Geschoss zugeordnet. Im Bereich der ehemaligen Kantine teilen sich jeweils drei Zimmer eine Badeinheit.
Im Erdgeschoss werden Büroräume des Betreibers (5 Arbeitsplätze) und eines 24h Sicherheitsdienstes (2 Arbeitsplätze) eingerichtet. Zur Büronutzung gehören weiterhin eine Teeküche, ein Sozial- und ein Besprechungsraum. Für die weiblichen und männlichen Angestellten stehen je eine WC-Kabine mit Vorraum zur Verfügung. Für die untergebrachten Personen werden im Erdgeschoss eine Waschküche, sowie allgemeine Toilettenräume vorgesehen. Vom allgemeinen Treppenraum aus ist ein Abstellraum für Kinderwagen zugänglich. Lagerräume sind im Zwischengeschoss, im 1. Untergeschoss und im 2. Untergeschoss vorhanden.
Der Außenbereich wird mit Spiel- und Sportflächen, Hecken , Pflanz- und Pflasterflächen, Sitzgelegenheiten und Beeten komplett neu gestaltet.
Fotos: Viola Epler