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Wettbewerb Wellinghofer Straße

Wohnungsbau Wellinghofer Straße in Dortmund
Das Plangebiet liegt an der Wellinghofer Straße im Stadtteil Dortmund Hörde. Die Wellinghofer Straße verbindet über 1,5 km vom Bahnhof Hörde die Schildstraße mit der Zillestraße im Süden. Der rechtskräftige Bebauungsplan „westliche Wellinghofer Straße“ weist auf dem Wettbewerbsgebiet zwei Baufelder unterschiedlicher Größe und Geometrie in offener Bauweise aus. Die Tiefe der Baufenster ermöglicht Freiheiten in der Wahl der Typologie und Struktur.

Kontinuierliches Straßenbild, markante Eckgebäude

Der Bebauungsplan verfolgt die Absicht, entlang der Wellinghofer Allee eine Kontinuität im Straßenprofil aufzubauen. Eine beidseitig durch geschlossene Bebauung gefasste Straße führt zu einem kontinuierlichen Straßenbild mit starker Identität. Die Gebäude haben ein Hochparterre und werden über kleine Treppenanlagen, die teilweise auf dem Gehweg stehen erschlossen. In den Seitenstraßen löst sich diese Kontinuität teilweise auf, die nicht geschlossenen Blockstrukturen, brechen in offene Zeilen- und Solitärstrukturen auf. Markant ausgebildet sind teilweise die Eckgebäude, die der Wellinghofer Straße eine Tiefe verleihen.

Leitidee Verbindung/ Vernetzung
Der Entwurf stärkt die vorgefundenen Qualitäten und arbeitet diese markant heraus. Zwei neue markante, auf der Ecke angeschnittene Eckgebäude stehen einander gegenüber und formulieren im Dialog eine Torsituation zum neuen Quartier westlich Wellinghofer Straße. Straßenseitig wird die Bogenform der Straße durch einen Polygonzug nachgezeichnet. Ein Gebäude mit Erschließungskern bildet jeweils eine Teilstrecke der polygonalen Außenwand. Dadurch entsteht eine städtebauliche Kleinteiligkeit, die auch im Bestand vorgefunden wird. Die Gebäude verfügen über ein Hochparterre, die Wohnungen im Erdgeschoß erhalten einen Pflanztrog zur Straße hin als Ergänzung der Brüstung.

Tragwerk, Konstruktion und Materialwahl
Eine bewusste Entscheidung für eine klimaschonende Holzbauweise für die Wohnbauten wird der Vorbildfunktion des Wohnprojektes gerecht. Eine Realisierung mit regional ansässigen Holzbaubetrieben stärkt die regionale Wirtschaftsstruktur.
Alle erdberührten Bauteile bis zur Decke über Untergeschoss werden in Massivbauweise errichtet. Alle übrigen Bauteile, nach Möglichkeit auch Holzbalkendecken und tragende Wände werden als reiner Holzbau bzw. in Holz-Beton-Verbundbauweise errichtet.
Die Rücksprünge des Gebäudes werden so gewählt, dass sie immer komplette Tragachsen umfassen. Somit ergeben sich keine zusätzlichen Abfangkonstruktionen, sondern die Hauptlasten werden in allen Bereichen immer nur von Stütze zu Stütze weitergegeben. In Bereichen wo dies nicht möglich ist, werden Abfangkonstruktionen erforderlich, die in Hybrid- oder Massivbauweise ausgeführt werden können.

Die Erschließungskerne werden bei allen Gebäuden in Massivbauweise erstellt, die über alle Geschosse durchlaufen. Dies kommt auch der Aussteifung der Gebäude zugute. Das Untergeschoss ist ebenfalls in Massivbauweise geplant und als WU-Konstruktion angedacht.
Zur Kostenminimierung schlagen wir die nicht tragenden Wände als Trockenbauwände vor. Elemente bis zu einer Größe von 3,20 * 7,50 Metern können in Elementproduktion vorproduziert werden und verkürzen so die Bauzeit. Die Wohngebäude erhalten der Konstruktion entsprechend eine Holzfassade. Eine farblich getönte Lasur nimmt die natürliche Vergrauung durch Oxidation vorweg. Die Maßstäblichkeit der Gebäude wird durch die polygonale Linienführung einerseits, wie auch durch die Farbwechsel zwischen Salbeigrün und hellem Rostrot.
In der weiteren Planung werden sowohl die Holzbauvarianten als auch die Massivbauvariante als Grundlage für eine vergleichende Kostenschätzung umfassend betrachtet.

Freiraumkonzept “Grüne Oase”

„Der Anblick eines freien, kraftvollen Pflanzenwuchses erfrischt und stärkt das Gemüt.“
Alexander von Humboldt
Für die Bewohner der neuen Wohnbebauung wird ein attraktiver, grüner Gemeinschaftsgarten geschaffen. Die Idee ist, die Natur und deren wilde, üppige Atmosphäre in die Grünfläche zu bringen und so einen Raum in der belebten Stadt zu schaffen, der eine grüne, entschleunigende Oase im Urbanen ist.
Durch die verbindende Gestaltungsidee wird der gesamten Grünbereich zu einer Einheit zusammengefasst.
Es entsteht ein unbefestigtes, jedoch trittfestes, grünes Refugium mit gegliederten Höfen, Zwischenräumen und Nischen. In diesen finden sich Spielpunkte aus Holzstämmen, eine mit einer Pergola überstandener, runder Treffpunkt mit Feuerschale oder ein Trockenbiotop.
Der Gartenteil nördlich der Erschließungsstraße erhält eine unterirdische Zisterne, die das Regenwasser sammelt und ein Wasserbecken, das auch der Stadtfauna als Wasserquelle dient.
Ebenfalls ist hier ein, mit der Gebäudearchitektur korrespondierender, berankter Fahrradpark-Pavillon mit Gründach installiert, in dem die Fahrräder übereinander eingehängt und geladen werden können, sowie Sonderräder Platz finden.
Die Gartenzugänge werden durch ein Längsfugen-Ökopflaster mit Grünfugen ausgebildet. Das Ziel einer vielfältigen Begrünung wird dreidimensional gedacht und durch Vertikal- und Horizontalbegrünung unterstrichen. In Verlängerung zu Wohnungstrennwänden oder über den Gartenraum werden Rankseile gespannt, die den Hof zusätzlich begrünen.
Dieses Gestaltungskonzept mit grünen Blätterdach ist auch aus den oberen Geschossen erlebbar.
Bepflanzte, straßenseitige Vorgartensäume schirmen die Wohngebäude von der Straße ab. Einige Besucher Fahrradstellplätze finden sich ebenfalls neben den Gebäudeeingängen.

Klima
Mit der intensiven Begrünung des Gemeinschaftsgartens wird der Gedanke der Biodiversität und des Klimaschutzes unterstützt. Die üppige Bepflanzung sorgt für eine Verbesserung des Mikroklimas durch Kühlung in den Sommermonaten, sowie durch die Säuberung der Luft. Zusätzlich kann ein Großteil des anfallenden Regenwassers vor Ort verdunsten. Dies wird unterstützt, indem das anfallende Regenwasser den Pflanzflächen direkt über Rinnen zugeführt wird.

Das Konzept der Schwammstadt
Die Versickerung und das auf Rückhaltung ausgerichtete Regenwassermanagement auf den beiden Grundstücksflächen bildet einen Beitrag zu einer möglichen Entwicklung hin zu einer Schwammstadt. Die begrünten Retentionsdächer in Verbindung mit möglichst geringer Flächenversiegelung der Oberflächen führt bei Regen zu gedrosseltem Oberflächenabfluss. So wird ein erhöhter Abfluss des Niederschlagswassers vermieden, der das natürliche System stören würde. Eine Überlastung der Kanalnetze wird vermieden, in deren Folge es vermehrt zu verheerenden urbanen Sturzfluten kommen kann. Oberflächenwasser von Süden sammelt sich aufgrund des Gefälles im wechselfeuchten Garten, Regenwasser von den Dächern wird gedrosselt und über Mulden und Rigolen dem Garten zugeführt. Eine Zisterne speichert das Regenwasser zwischen zur späteren Nutzung für die Bewässerung. So können auch langanhaltende Trockenperioden und in deren Folge urbane Hitzeinseln vermieden werden. Kühlung durch verdunstendes Wasser wird durch die Versickerung und Speicherung des Niederschlags ermöglicht. Eine Begrünung von Dächern und Fassaden fördert die Verdunstungskühlung zusätzlich und wirken diese der Entstehung von Hitzeinseln entgegen. Die Schaffung von vielen kleinen Speicherräumen im Straßenraum und auf Dachflächen führt zur verzögerten und gedrosselten Ableitung eines Teils des Niederschlags und erhöht über die Bepflanzung zeitgleich die Verdunstung, um so das Stadtklima zu verbessern.

Energie
Das Energiekonzept geht von einer bestmöglichen Erschließung der lokalen regenerativen Energiepotentiale aus. Eine Solarenergetische Überprüfung für die Optimierung der passiven solaren Wärmegewinne wurde bereits durchgeführt. Der architektonische Entwurf übernimmt die Grundlage und orientiert nach Möglichkeit die Aufenthaltsräume zu den Energiegewinnfassaden. Außenliegende Verschattungselemente werden wo erforderlich gemäß bauphysikalischem Bedarf zur Vermeidung der sommerlichen Überhitzung realisiert. Die Nutzung des Geothermischen Potentials sollte im Zuge der Projektumsetzung genauer geprüft werden. Insbesondere in Bezug auf die Auswirkungen der im Bauvorhaben vorhanden bergrechtlichen Genehmigungen empfehlen wir durch ein Fachgutachten die rechtlich möglichen oberflächennahen geothermischen Nutzungspotenziale genauer zu untersuchen. Die bergbaulich geotechnische Stellungnahme gibt zur Nutzung der Geothermie keinen Aufschluss.